Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht. Vor allem nicht hier im Ruhrpott. Hier wird zwar niemand mundtot gemacht, doch gibt es hier einen gewissen Kodex. Ein Kodex, der alle Ruhrpottler aneinander bindet. Es gibt Dinge, die jemand aus dem Ruhrpott nicht sagt. Das weiß jeder im Ruhrgebiet und wird einen schon in die Wiege gelegt.
Echtes Pottgeflüster – Was ein Ruhrpottler nicht sagt
“Die beste Currywurst kommt aus Berlin.”
Wie kann die beste Currywurst nicht aus dem Pott kommen, wenn der liebe Herbert Grönemeyer ein Liebeslied über sie singt? Immerhin kommt der ja auch aus Bochum. Im Umkehrschluss lebt die Currywurst eigentlich nur hier im Pott.
Ein Mann, Ein Satz: „Biste inne Stadt, wat macht dich da satt?“
Currywurst, unser Mantra unsere Religion. Gelebt und vergöttert hier im Ruhrpott. Kein Ruhrpottler würde jemals dem heiligen Wurstgral abschwören und Richtung Berlin desertieren. Ob klassischer Mantateller, Ruhrpott Carpaccio oder Schimanski-Teller
“Bayern München ist ein super Verein oder Die beste Stadionwurst gibt es in der Allianz Arena.”
Und das Wutlevel steigt und steigt. Achtung, wenn du jetzt einen Anflug von Agression verspürst, stell das Pilsken weg und schrei in dein Kissen. Besser? Kein vernünftiger Ruhrpottler würde eine Mannschaft jenseits des Weißwurstäquators als „super“ betiteln. Auch wenn hier die alte Fehde Schalke vs. Dortmund herrscht. Hier ist Patriotismus angesagt. Da hält der Pott zusammen.
“Die Bahn kommt pünktlich.”
Kennste nen Witz mit 4 Wörtern? Nein? Jetzt ja! Eigentlich gibt es 2547865 Ausreden, warum die Bahn nicht kommt. Der Klassiker: Stellwerkprobleme in Duisburg. Wahlweise auch Mülheim an der Ruhr, Essen oder Bochum. Das lässt dich variabel abändern. Wenn hier was pünktlich kommt, dann ist wahrscheinlich Feiertag.
“Ein Kölsch bitte.”
Ein wat? Kölsch, nee damit kannste mich jagen. Niemals, wirklich niemals wir ein Ruhrpottler ein Kölsch ordern. Nicht umsonst hat hier jede Stadt auch seine eigene Biersorte. Export, das ist der Stoff aus dem hier die Träume sind. Dabei ist nicht die Außenhandelsbeziehung gemeint, sondern ein guter Schluck Bier.
Lange galt Export als Arbeiterbier. Aber auch auf einen guten Schluck Pils, verzichtet man hier nicht. Bier ist Kult, Bier ist ein gemütlicher Abend mit Kumpels und vor allem ist Bier auch eine Völkerverständigung. Zu nem Pilsken, da sachste nich nein!
“Wollen wir noch einen trinken?”
Biste Ruhrpott, dann sprichste auch Ruhrpott. “Hömma, samma womma nomma ein?”, so ist das richtig. Kultivierte Ausdrucksweise? Fehlanzeige! Hier wird frei Schnauze gesprochen, so wie es halt grade Spaß macht. Wichtige Sachen, werden generell mit „Hömma“ angekündigt. Ruhrpott-Deutsch eben. Darüber habe ich auch schon hier und hier geschrieben.
“Wir haben hier echt kaum Natur im Ruhrpott.”
Eigentlich fühle ich mich sehr unwohl dieses Stereotyp zum Ruhrpott aufzulösen. Aber jetzt mal ehrlich: Hier ist es so grün, dass ich mich gar nicht entscheiden kann in welchen Park ich gehe. Wer hat sich das eigentlich ausgedacht?”
Die Baustellen-Umleitungen sind ja wirklich sehr intelligent und wohlbedacht geregelt.”
Kokolores vom feinsten. Wenn einen Ruhrpottler was auf die Palme bringt, dann ist dieses ständige durch-Baustellen-fahren. Die poppen aber auch wie Pilze aus dem Boden. Was aber das aller-allerschlimmste ist? Wenn man dran vorbei fährt, dann arbeitet noch nichtmal einer.
Da freut man sich nach 15 Kilometer Dauerstau bei 40 Grad endlich mal malochende Menschen zu sehen. Schadenfreude halt. Aber was ist alles leergefegt, wie Aldi wenn die Angebote kommen.
“Der schnellste Weg? Nimm die A40.”
Siehe Baustellen-Umleitungen. Warst du schon mal so richtig traurig? Nein, dann nehm doch man die A40 an einem Tag vor einem Feiertag. Du wirst schreien, du wirst weinen und du wirst ins Lenkrad beißen. Ein ganz neues Level von Aggression.
“Die ganzen Fördertürme sollte man abreissen. Den Stahl kann man bestimmt noch gebrauchen.”
Genau, denn daraus könnte man so viel machen. Zum Beispiel in China ein Stahlwerk bauen, dass tausenden von Mitarbeitern die Jobs wegnimmt. Oder wie wäre es mit einem neuen Berliner Flughafen, der alte taugt ja eh nichts. Wenigstens würde der Ruhrpott-Stahl ewig halten und Pfusch am Bau gäbe es dann auch nicht. Fakt ist aber: Nimmst uns einer den Stahl, dann nimmt man uns auch die Identität!
“Woanders isset viel schöner als hier.”
Leider eine Lüge. Hier isset einfach am schönsten. Punkt.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie. Hier findest Du die weiteren Artikel über den Ruhrpott.
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Hömma, wollen wir noch einen trinken?
Dat kann doch nich wahr sein, da wird nich gefragt, da wird einen gehoben ganz geflegt.
Abar sonst hasse recht.
Viele Grüße von einem Gelsenkirchener im Odenwälder Asyl.
Sehr cool! 😀 Ich als Hamburgerin kann da zwar bei einigen Dingen nicht mitreden, dafür gibts hier oben im Norden andere Dinge, die wir niemals sagen würden. 😉
Schöner Artikel!
Herzlich,
Anna
Das glaube ich dir gerne!
Tipptopp! Was soll ich da noch sagen? Am Wochenende war ich mal wieder in der Heimat und ich muss sagen: Der letzte Punkt Deiner Liste!!!!! Naja, die Horde Justin-Bieber-Fans am Essener Hbf war schon anstrengend — aber die wurden in Gelsenkirchen wieder ausgeladen (also, Gelsenkirchen ist ja nicht so meins)…
Danke Sascha!
Cooler Beitrsg. Morgen um 6.15 Uhr habe ich ein Lächeln auf den Lippen. Danke :-*
Das freut mich!
Super Artikel. Jetzt weiß ich Bescheid.
Authentisch bist du auf jeden Fall!!! Gefällt mir ausgesprochen gut.
Aber samma, “die beste Currywurst kommt aus Berlin???” Dem Würstken fehlt doch das Entscheidende: Der Darm!!! Wurst ohne Darm, das darf sich doch gar nicht Wurst nennen – sach ich den Berliner immer wieder.
Liebe Grüße aus der Hauptstadt.
Daniela
Daniela, danke für dein Lob! Und du hast do recht. Wurst ohne Darm, dat is gar keine richtige Wurst.
Hey Jessica,
so richtig kann ich als gebürtige Badnerin und Wahl-Pfälzerin da zwar nicht mitreden, aber das Problem mit der Bahn gibt es leider auch bei uns 😀 Vermutlich hätte ich als “Ausländer” einiges von deiner Liste falsch gemacht. Also danke für diesen hilfreichen Verhaltenskodex, wird beim nächsten Ruhrpott-Aufenthalt berücksichtigt!
Liebe Grüße
Janet
Genau so würde es mir wahrscheinlich in der Pfalz oder Baden gehen!
Wunderbar mal wieder und alles richtig. Diese A40, unsere Baustellen, die Bahn – all das leben (das ist schon richtig geschrieben) wir. Zur Not hilft eine Currywurst mit Pilsken und dat Derby im Fernsehen!
LG Thomas
Currywurst ist in der Tat ein Allheilmittel! 🙂
Hömma, das hast du echt witzig geschrieben. Ein richtiges Ruhrpott-Mädel.
Liebe Grüße
Charlotta
Genau das habe ich mir auch gedacht 🙂
Dank dir nochmal für den tollen Artikel zur Blogparade, liebe Jessica – ich hab mich köstlich amüsiert und iiirgendwie Lust auf eine Currywurst bekommen 😀
Schöne Grüße aus Griechenland,
Caro
Danke Caro und gerne doch! Weißt du was, wenn du wieder hier bist, dann gehen wir hier im Pott mal richtig authentisch ne Currywurst essen 😀 Bring Sonne für mich mit :-*
Oh ja, das bin ich! Danke dir 🙂
Mal wieder herzhaft gelacht am (frühen) Morgen. Danke dafür! 😀
Liebe Grüße
Christina
Hallo Christina,
genau das war auch die Absicht bei dem Artikel. Danke! 🙂