Ruhrgebiet ist Heimat für mich. Hier gibt es unheimlich viele Industriedenkmäler dazu zählt auch das Henrichshütte in Hattingen. Ich erkunde gerne meine Heimat und so verschlug es mich in die Henrichshütte in Hattingen. Soviel kann ich sagen – es hat sich gelohnt.
Hattingen, im südlich Teil des Ruhrgebiets gelegen, beheimatet eine wunderschöne und romantische Altstadt. Doch nicht nur deswegen lohnt es sich hier hin mal einen Ausflug zu machen. Denn die Henrichshütte in Hattingen ist Museum, Ausflugsziel und Entdeckerparadies an der Route der Industriekultur.
Henrichshütte – Industriemuseum Hattingen
Die Henrichshütte ist ein ehemaliges Hüttenwerk etwas außerhalb der Innenstadt. Hier wurden neben Eisen und Stahl auch Edelstahl produziert. Im Werk waren ab der Eröffnung im Jahre 1854 bis zu 10.000 Mitarbeiter pro Tag beschäftigt und dies auf einer Fläche von ca. 70.000 m². Produziert wurden hier unter anderem Schiffsschrauben, Raketenbauteile, Autobleche und Panzergehäuse.
Während des Krieges wurde die Henrichshütte massiv beschädigt und nahm 1951 unter neuer Führung wieder den Betrieb auf. 1974 erwarb die Thyssen-Gruppe die Henrichshütte, die diese auch im Jahre 1987 stilllegte. 1989 wurde der Betrieb mitsamt Inventar vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erworben und wird seitdem als Museum genutzt. Bis 2004 wurde hier auf dem Gelände die Schmiede aufrechterhalten, doch musste diese auch Kostengründen auch schließen.
Immer präsent – Diesel-, Elektro- und Dampflokomotiven
Das Industriemuseum Hattingen und die Henrichshütte lassen sich wunderbar im Zuge eines Rundganges erkunden. Der Startpunkt ist hierbei eine alte stillgelegte Tram die vor einer beeindruckenden Industriekulisse steht. Solche Trams sind hier tatsächlich gefahren und auf dem Boden entdeckt man immer noch Schienen. Auf dem Gelände stehen noch andere diverse Loks, die unter anderem Stahl ausgeliefert haben.
Das beeindruckende Panorama des Geländes
Vorbei geht es weiter an alten Roheisenpfannen und anderen Ausstellungsstücken und schon steht man vor dem riesigen Hochofen 3 der das ganze Gelände dominiert. Mit einem gläsernen Aufzug kann man den 55 Meter hohen Hochofen bis knapp unters “Dach” fahren. Von hier aus hat man einen gigantischen Ausblick über das Gelände und über Hattingen.
Das Museumsgelände ist nur 1/10 von der ursprünglichen Größe des Werkes. Jetzt kann ich mir erst vorstellen, was für ein Ausmaß das Gelände hatte. Eine Gefahr die hier auf dem Hochofen immer lauerte war das Gichtgas. Dafür war die Gasmaske bei den Arbeitern ständig griffbereit.
Der Weg des Stahls in der Henrichshütte
Von hier oben kannst du dem Materialfluss von Erz, Koks und Kalk bis zum flüssigen Roheisen in der Gießhalle auf der Treppe nach unten folgen, wo das 1.400 °C heiße Eisen abgestochen wurde. Wirklich sehr interessant und anschaulich erklärt wird das alles mit Bildern und Zeitzeugenaussagen die an jeder Ecke hängen.
Unten angekommen, kann man bei einem Video Zeuge werden, wie es denn war, als das Eisen hier abgestochen wurde. Ein flammendes Inferno – das kann ich dir sagen. Hier in der Henrichshütte Hattingen hängen auch noch die originalen Uniformen und ich kann mir kaum vorstellen wie diese die Arbeiter geschützt haben.
Chemie im Hüttenwerk im Industriemuseum Henrichshütte
Weiter geht es nun zum Labor hier kann man wirklich anschaulich begutachten was den für die Eisen und Stahl Herstellung eigentlich notwendig ist. Hier erfährt man einiges über die Qualitätsprüfung Originalexponate verdeutlichen die Fortschritte der Analysetechniken die hier angewandt wurden.
Mit ihrer Hilfe konnten auf der Henrichshütte spezielle Stahlvarianten mit besonderen Eigenschaften entwickelt werden. Laboranten nahmen am Tag bis zu 100 Proben um die gleichbleibende Qualität sicherzustellen.
Eine staubige Angelegenheit
Quer über das Gelände der Henrichshütte zieht sich die Möllerung. Hier wurden die “Zutaten” zur Herstellung gelagert hier wurde das Material gemischt und eingefüllt. Ein sehr staubiger und unangenehmer Ort, doch Staubmasken wurden – aus Bequemlichkeitsgründen – leider kaum genutzt. Hinter der Möllerung kann man die grüne Lunge der Heinrichshütte einatmen – garantiert ohne Staub.
Die Natur hat sich das Gelände Stück für Stück wieder zurückerobert. Von der Übergabestation gelangt man in den hinteren Teil des Geländes. An dieser Stelle fuhren damals die Züge in Minutentakt ein und aus. Zudem findet man an diesem Ort auch einen Luftschutzbunker, der im Rahmen von Führungen noch begehbar ist. So läuft man also entlang der Möllerung und auf Schienen wieder Richtung Hochofen 3.
Blinde Passagiere aus allen Ländern
Wirklich interessant ist die Vielfalt an Pflanzen die hier zu finden ist. Im Sommer blühen hier wilder Majoran, stinkender Storchschnabel und Götterbaum. Alles Pflanzen die hier nicht beheimatet sind aber damals durch die Anlieferung aus fernen Ländern mitgebracht wurden. Am Ende des Weges erreicht man einen Platz, auf dem diverse Gegenstände zur Stahl- und Eisenherstellung lagern.
Höhepunkt hier ist ein riesiger Konverter in dem damals sprödes Eisen in schmiedbaren Stahl verwandelt wurde. Haushoch sind die Konverter und definitiv interessant mal aus der Nähe zu sehen.
Die Stimmung bei Nacht
Wird es dunkel dann verwandet sich das Industriemuseum Hattingen in ein Schauspiel aus Licht und Schatten. Der Hochofen sowie die anderen Gebäude werden dann von bunten Lichtern angestrahlt. Das gibt der Henrichshütte ein ganz besonderes Ambiente. So kann man den Weg den man im Hellen gegangen ist, gerne noch mal laufen, denn die Beleuchtung und die veränderte Stimmung sind einen weiteren Rundgang wert.
Fazit: Die Henrichshütte in Hattingen zählt definitiv zu einem großen Stück Industriekultur im Ruhrgebiet. Hier wird besonders anschaulich erklärt und gezeigt, wie der Betrieb hier damals aussah. Im Sommer kann man hier auch in einer Schaugießerei tiefer in die Materie eindringen.
Es wird hier nicht langweilig und für Kinder zeigt eine blaue Ratte den “Weg des Stahls” durch das Gelände der Henrichshütte. Ich finde man sollte die Henrichshütte am Tag und Abend bestaunen. So würde ich als einen Besuch in den Nachmittagsstunden empfehlen, denn so kann man die beiden Stimmungen die der Park hergibt, kombinieren.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie. Hier findest Du die weiteren Artikel über das Ruhrgebiet:
- Welche Städte gehören zum Ruhrpott? – Der ULTIMATIVE Ruhrgebiets Guide
- Ruhrpott Deutsch für Anfänger – Originaler Ruhrpott Dialekt: Kulinarik
- Ruhrpottikone Otto: Der Fenster-Rentner im Interview
- Reisen Ruhrgebiet: Echte Ruhrgebiets Highlights von Reisebloggern
- Landschaftspark Duisburg Nord – Industriekultur im großen Stil
- Echtes Pottgeflüster – Was ein Ruhrpottler nicht sagt
- Urlaub im Ruhrgebiet – Darum ist der Ruhrpott der beste Ort für eine Auszeit
- Ruhrpott Sprüche die es nur im Pott gibt – Das wahre Ruhrpott Deutsch
- Reisen Ruhrgebiet: Echte Ruhrgebiets Highlights von Reisebloggern
Hast du noch Anregungen zur Henrichshütte?
Warst du schon mal in der Henrichshütte oder in Hattingen? Hinterlasse mir doch einen Kommentar!
Hi Jessi.
Ich bin in Hattingen geboren. Bin dort zur Penne, später auffe Hütte, hab in der Altstadt gelebt und meine Freizeit in den Ruhrwiesen verbracht. Später bin ich dann beruflich fort (Ausland, Großstädte) und jetzt im Rentenalter zurück im Pott. Nicht mehr in Hattingen, aber “die Ecke rum”. Hattingen ist und bleibt (m)ein Traum.
Hallo Jessica,
die “Tram” sieht mir schwer nach einem Schienenbus aus: http://www.ruhrtalbahn.de/nostalgisch-reisen.html , und der fährt auch heute noch, allerdings nur noch als Touristenattraktion vom Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen aus – das übrigens auch unbedingt einen Besuch wert ist, am besten an einem 1. Sonntag zwischen April und Oktober, da fährt dann nämlich auch die Dampflok (hier Smiley mit Herzchenaugen denken): http://www.eisenbahnmuseum-bochum.de/index.php
Viele Grüße aus Hattingen (nur zugezogen, aber gern hier wohnend)
Hey ho Heimatliebe! 😀 Also wir haben mal einen Kurzbericht über das Ruhr-Museum auf Zollverein geschrieben und mögen es da. Dass das ganze recht vermarktet ist? Ja. Das stimmt. Aber wir finden´s trotzdem schön dort. Diese Jahr steht ganz viel Bummeln im Pott auf dem Plan, denn Fernreisen fallen wegen Skars betagtem Alter leider flach. Und jetzt wissen wir auch, wo wir uns vorab Inspirationen holen können. Klasse! 🙂 Liebe Grüße aus Dortmund, Andy, Miri und Skar
Hallo ihr 3! Danke für den netten Kommentar. Schaut einfach mal hier vorbei, das ein oder andere Plätzchen, dass ihr mit eurem Hund besuchen könnt, findet sich hier bestimmt.
Liebste Grüße Jessica
Liebe Jessica
Du schreibst im obrigen Kommentar:
** Hallo ihr 2, ich muss gestehen, dass ich überhaupt kein Zollverein-Fan bin. Irgendwie ist mir das zu „vermarktet“. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll **
Von Dir selber aber auch:
** Als Ruhrpottkind erkunde ich hier auch die Industriekultur.
Es ist faszinierend was hier auf (oder auch unter) unserem Boden passiert ist. **
So toll wie Du hier im Blog Berichte einsetzt, ist es in manchen Büchern nicht zu lesen. Somit kann ich es gar nicht glauben, das Du über Zollverein es nicht auch machen kannst. Denn das Ruhrgebiet ist doch erst durch den Kohleabbau Groß geworden. Somit wäre es ein Verlust wenn Du darüber nicht berichten würdest. Ich denke das gehört einfach mit dazu. Gehört habe ich schon mehrfach das sich ein Besuch lohnt.
Bestimmt würde ein Bericht von dir darüber den Blog noch höher bewerten . . .
Liebe Grüße und ein – Glück Auf – von Hans Peter aus Bottrop
Hallo Hans Peter, vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Ich habe nochmal über die Zeche Zollverein nachgedacht und möchte ich nachhinein klarstellen, dass ich sehr wohl an Zechen interessiert bin. Doch es gibt hier auch noch so viele andere, die wahrscheinlich sehenswert wären, wenn sie doch noch in Betrieb wären. Die Zeche Zollverein und vor allem das Museum sind mir zu fremd. ich habe irgendwie das Gefühl, dass dort der Ruhrpott, so wie ich ihn empfinde nicht präsent ist. In naher Zukunft werde ich aber auf jeden Fall auch auf den Kohlenabbau eingehen. Vielleicht nicht im Bezug auf die Zeche Zollverein. Denn was wäre unser Rhrpott ohne diesen wichtigen Teil?
Liebste Grüße Jessica
Ich finde Zollverein einfach klasse. Bin erst neulich dort gewesen (http://www.breitengrad66.de/2016/04/14/zeche-zollverein-essen/) und habe mich direkt in den Pott verliebt. Die Kritik, dass das dort zu “vermarktet” ist kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Danke aber für diesen Bericht über die Heinrichshütte! Die werde ich mir demnächst auch sicher mal anschauen.
Viele Grüße
Thomas
Hallo Jessica,
ich komme eigentlich aus Essen, war aber ewig nicht mehr in Hattingen bzw. in der Henrichshütte. Die Fotos sind toll -man bekommt Lust auf einen Besuch.
Hast Du auch einen Beitrag über Zollverein?
Gruss Birgitta
Hallo ihr 2, ich muss gestehen, dass ich überhaupt kein Zollverein-Fan bin. Irgendwie ist mir das zu “vermarktet”. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll aber Zollverein und ich werden glaub ich kein Paar. Von daher Nein. Aber es kommt mit Sicherheit noch vieles anderes Interessantes.
Liebste Grüße
Jessica
Ich war schon mehrfach in dem Museum, immer wieder spannend. Vor allem die Sonderausstellungen ziehen mich immer wieder zur Henrichshütte. Ich liebe Hattingen.
Ja die Sonderausstellungen sind wirklich immer interessant. 🙂
Ich habe dich zum Liebster Award Nominiert 🙂 Hier der Link zum Beitrag 😉
http://www.leonysbeautybakery.de/2016/01/liebster-award.html
Liebe Grüße Leony
Hallo Leony,
danke dir. Ich schau es mir mal an.
Liebste Grüße
Jessica